Elektromobilität verstehen

Eine Marktforscherin des Projekts MOBSTER erzählt von einer Umfrage, die unter den Einwohnern drei transnationaler Regionen durchgeführt wurde. Ein neuer Fragebogen für Touristen wird uns helfen zu erkennen, wie man sich zukünftig fortbewegen wird

Eintausend Personen nahmen an der vom MOBSTER-Projekt in Südtirol, in der Provinz Verbano-Cusio-Ossola und im Kanton Tessin im März 2020 gestarteten Umfrage teil. Das Ziel: den Kenntnisstand, die Nutzung und die Kaufbereitschaft von Elektro- und Plug-in-Fahrzeugen zu untersuchen. Die Interviews wurden von der Firma UBM telefonisch mittels repräsentativer Stichproben durchgeführt. Diese setzten sich aus Personen mit durchschnittlichem Bildungsniveau zusammen und war zu gleichen Teilen nach Geschlecht und Altersgruppe aufgeteilt, wobei ein Drittel der Befragten der Kategorie der über 65-Jährigen angehörte. Silvia Tomasi, Marktforscherin von Eurac Research, hat den Fragebogen zusammen mit ihrer Kollegin Jessica Balest entwickelt und nennt uns die wichtigsten Ergebnisse.

Aus der Umfrage geht hervor, dass das während der Woche am häufigsten benutzte Transportmittel das private Kraftfahrzeug ist (68 % der Stichproben), aber 57 % der Befragten erklären, sich im Laufe des Tages auch zu Fuß fortzubewegen. 88% der Personen, die werktags mit dem Auto unterwegs sind, geben an, das Auto weniger als eine Stunde pro Tag zu benutzen. 5 von 10 Befragten sind nicht länger als 30 Minuten unterwegs.

Fast alle (93 %) der stichprobenartig Befragten gaben an, dass sie mindestens ein Auto besitzen, 22 % davon zwei. Der Großteil dieser Flotte besteht aus Fahrzeugen, die mit Benzin (70 %) und Diesel (40 %) angetrieben werden. Deutlich geringer ist die Verbreitung von Hybridautos (3 %) und Elektro- oder Plug-in-Autos, die zusammen 0,5 % ausmachen. “Abgesehen davon, dass die Fahrzeugflotte der Befragten in den betroffenen Regionen die Umweltbelastung nicht mindert, ist sie auch nicht besonders neu”, fügt Tomasi hinzu.

Zu den Gründen, die die Befragten dazu veranlasst haben, Benzin- oder Dieselautos gegenüber Elektrofahrzeugen zu bevorzugen, gehören der Preis und die Schwierigkeit, die Batterien aufzuladen. Im Hinblick auf die nächsten 10 Jahre gaben nur 5 % der Befragten an, dass sie mit Sicherheit ein Elektro- oder Plug-in-Fahrzeug kaufen würden, weitere 32 % sogar, dass sie geneigt wären, es zu tun. Vergleicht man die drei untersuchten Regionen, so gibt es keine großen Unterschiede bei der Kaufbereitschaft, allerdings sind die jüngeren Befragten (51 % der Befragten im Alter zwischen 18 und 50 Jahren gegenüber 12 % der Befragten über 65 Jahren) eher dazu bereit.

Silvia Tomasi betont, dass einer der Schlüsselaspekte für die Verbreitung von Elektroautos das Vorhandensein und die Auffindbarkeit von Ladesäulen im Land ist. „Die Befragten aller drei Regionen sind der Meinung, dass die besten Plätze […] zur Installation von Ladesäulen die Tankstellen entlang der Bundesstraßen und Autobahnen (für längere Strecken) und öffentliche Bereiche und Garagen (für kürzere Strecken) sind.“

Mit den gesammelten Informationen wurde ein statistisches Modell erstellt, um die Veränderungsbereitschaft, d.h. die Neigung zum Kauf eines Elektroautos innerhalb der nächsten 10 Jahren, zu bewerten. Alter, Bildungsniveau und das Vorhandensein einer Ladeinfrastruktur im Gebiet sind die ausschlaggebenden Faktoren. “Auch die Erfahrungen mit Elektroautos oder Plug-in-Autos Dritter beeinflussen die Veränderungsbereitschaft, insbesondere wenn sie als Mitfahrer gemacht werden.

MOBSTER-Projekt hat soeben einen neuen Fragebogen herausgebracht, und zwar diesmal für Touristen, die mindestens eines der drei Pilotgebiete besucht haben. Die Umfrage wird mit Unterstützung der lokalen Tourismusbehörden im Juli 2020 durchgeführt. Jeder, der interessiert ist daran teilzunehmen, kann sich mit den Marktforschern unter mobster@eurac.edu in Verbindung setzen.

Bildnachweise: Vlad Tchompalov von Unsplash

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